Evi Agreiter & Manuela Gasser
30. Mai 2011
Dr. Josef Clara
1. Juni 2011

Bäuerin des Jahres. Anna Jocher gibt den Titel weiter.
Bald schon wird Anna Jocher ihren Titel als „Bäuerin des Jahrs 2010“ an ihre Nachfolgerin abgeben. So wie sie selbst anlässlich der Jahresversammlung der Südtiroler Bäurinnenorganisation den Wanderpreis in Empfang nehmen durfte, wird die erst vor drei Jahren ins Leben gerufene Auszeichnung nun an eine andere Bäuerin weiter gegeben.

Anna Jocher erinnert sich zurück: „Als mich die Bezirksbäurin Theresia Larcher anrief, um mir zu gratulieren, bin ich aus allen Wolken gefallen. Zuerst konnte ich es nicht glauben. Ich kannte den Preis kaum und musste mich erst mit den Kriterien, die zu meiner Auswahl führten auseinandersetzen. Heute bin ich glücklicher denn je über diesen Preis, gebe ihn aber auch gerne weiter.“

Warum Anna Jocher zur Bäuerin des Jahres gewählt wurde, wird klar, wenn man eben diese Kriterien etwas genauer unter die Lupe nimmt. Während der Jungbauernpreis an Bauersleute geht, die mit vorbildlichem Einsatz in der Berglandwirtschaft arbeiten und der Witwenpreis an Frauen geht, die alleine ihren Hof und ihre Familie weiterbringen, so setzt die Auszeichnung für die Bäuerin des Jahres an anderer Stelle an. Ein zeitgemäßer Zugang zum Bäuerinnen Dasein soll belohnt werden. Was vor allem zählt, sind drei Merkmale: Die Bäuerin überzeugt durch eine positive Einstellung zur Landwirtschaft, durch fortlaufende Weiterbildung, und sie verfügt über ein gut funktionierendes soziales Netz. Mit dem Preis will  die Verbandsspitze das Bäuerinnen Dasein aufwerten und ein Vorbild für andere Bäuerinnen anbieten.

Anna ist mit Leib und Seele Bäuerin. Zusammen mit ihrem Mann ist es ihr gelungen, einiger ihrer Lebensträume wahr zu machen. Dies verdankt sie in erster Linie der ständigen Weiterbildung, die sie deshalb aber nicht allein als Mittel zum Zweck sieht. Was in anderen Berufen ganz selbstverständlich ist, ist seit langem schon auch in der Landwirtschaft angesagt. Anna hat diesem Drang ihrer Neugier nachzugehen, Antworten zu suchen und Neues auszuprobieren früh nachgegeben und bereits als Jugendliche begonnen, sich gezielt fortzubilden. Heute kann sie sich ein Leben ohne Weiterbildung fast nicht mehr vorstellen. Ganz nach dem Prinzip „Wer rastet, der rostet“, welches ihr Mann Sepp übrigens auch verfolgt. Gerade durch ihre Weiterbildungen haben sich Anna und Sepp eine ganze Menge toller Ideen ins Haus geholt und wertvolle Kontakte geknüpft. Das angeeignete Wissen hat den beiden immer wieder den Mut gegeben, Neues zu probieren. Das ist nicht nur der Landwirtschaft im engeren Sinne, sondern dem gesamten Leben auf dem Hof zugutegekommen. Heute können sie auf gelungene Initiativen zurückblicken. Mit dem Urlaub auf dem Bauernhof arbeiten sie sehr gut, die Direktvermarktung ihrer Produkte floriert und die Landwirtschaft des Hofes haben sie voll im Griff.

Gerade in diesen Erfolgen spiegelt sich ein weiterer Grundsatz von Anna: Der Hof sollte wie ein Betrieb geführt werden. Das heißt er braucht mehrere Standbeine, die investierte Arbeit braucht ein gesundes Verhältnis zum Erwerb bzw. zur harmonischen Zufriedenheit aller am Hof und auch Freizeit gehört dazu, ist Teil des Ganzen.

Das Leben der Bäuerin wie Anna es verkörpert, gefällt vielen jungen Frauen. Es ist ihr anzumerken, dass sie ihr Leben authentisch lebt und ihren Lebensgrundsatz umzusetzen weiß:“Was man macht, soll von Herzen kommen”.