Die Zeit des ersten Weltkrieges forderte von der Zivilbevölkerung große Opfer. Neben den vielen Abgaben an Vieh und Getreide wurde den Leuten empfohlen, Kriegsanleihen zu zeichnen, die gute Rendite abwerfen sollten. Das geliehene Geld war ein für allemal verloren. Selbst Kirchengüter wurden nicht geschont. Des wertvollen Zinngehaltes wegen, wurden Orgelpfeifen ausgebaut und abgeliefert, sehr zum Leidwesen der Organisten, der Kirchenchöre sowie der Kirchenbesucher. „Mit Holzpfeifen kann man einfach nicht Orgel spielen“, so die Brixner Chronik vom 26.08 1917.
Dazu wurden viele Kirchenglocken abtransportiert, eingeschmolzen und zu Kanonenkugeln gegossen. So nahmen auch alle Glocken von St.Andrä außer der „Großen“ für immer Abschied vom St.Andräer Kirchturm.
Der schmerzliche Verlust der Kirchenglocken wurde in den meisten Pfarreien im ersten Jahrzehnt der Nachkriegsjahren durch die Lieferung neuer Glocken teilweise gutgemacht. So geschah es auch in St.Andrä. Zehn neue Glocken waren eingetroffen, welche der Brixner Fürstbischof Johannes Raffl am Josefitag 1925 weihte Sie waren in der päpstlichen Glockengießerei Colbachini in Padua gegossen worden. Von diesen kamen fünf auf den Pfarrturm. Klerant erhielt zur nicht abgelieferten Glocke eine von Karnol. Karnol bekam dafür eine neue Glocke. Mellaun beschenkte man sogar mit zwei neuen gut zusammenklingenden Glöcklein. Aus dieser Zeit stammt auch die „Neue“ in St.Leonhard. Aus dem Zeitungsbericht geht nicht hervor, wohin die zehnte Glocke gekommen ist. Laut freundlicher Mitteilung vom Pfarrmesner Hans Piok wurde eine im Türmchen der Frauenkirche aufgehängt.
„St.Andrä ist zu den neun Glocken zu gratulieren“ so die Brixner Chronik vom 16.Mai 1925. Dabei wird auch bemerkt, dass das Geld für die Glocken in der Gemeinde leicht zusammengebracht wurde.
Der Tauftag und die Glockenweihe wurden in St.Andrä besonders festlich begangen. Von überall strömten Leute herbei. „ Bald wird festliches Geläute den ganzen Brixner Talkessel erfüllen“., so berichtet die Brixner Chronik Am 5. Mai 1925 war das Geläute installiert. Hochw. Herrn Benno Ruz und Pius Goller überprüften die Glocken auf ihren Klang . Das Gutachten lautete in kurzen Worten: „Sehr schön klingt das Geläute am Pfarrturm: F, g, A, c, d, f bei dem außer der F Glocke alle neu sind.“
Vielleicht gelingt es uns, für das Dorfbuch ein Photo von der Glockenweihe aufzutreiben
Im Ferdinandeum Innsbruck befindet sich lediglich dieses Bild einer Glocke von St.Andrä, welche allerdings eingeschmolzen wurde. Nähere Angaben dazu fehlen.
Die Tradition des feierlichen Handläutens an den Festtagen ist dank des tüchtigen Läutervereins unter der Leitung von Peter Stockner bis auf den heutigen Tag gewahrt geblieben.